Ein besonderes Jahr
Dolores Mark, Geschäftsführerin 2007—2013

Was ist deine schönste Erinnerung an das Davos Festival?
Da ich während meiner Jahre als Geschäftsleiterin noch eine «One Woman Show» war und das ganze Jahr über alleine in Davos im Büro arbeitete, war der schönste Moment immer der Festivalbeginn. Graziella Contratto kam, meine Helfer und die Techniker unterstützten mich, die Stiftungsräte übernahmen mal die eine oder andere Aufgabe, alle Künstler waren in Davos. Und so waren wir während zwei Wochen eine grosse Festival-Familie. Das war immer eine schöne Zeit, die ich sehr genoss – obwohl es zwei enorm strenge Wochen waren. Nach Festivalende fuhren alle weg, und ich sass wieder alleine im Büro.


Welche besondere Herausforderung hast du während deiner Geschäftsleitung erlebt?
Eine Herausforderung war damals das Ticketing. Dieses lief via Davos Tourismus, denn nur dort konnten die Tickets gedruckt werden. Ich musste also sämtliche Bestellungen dorthin mailen oder arbeitete manchmal halbe Tage im Infobüro von Davos Tourismus, um Tickets zu drucken. Besonders herausfordernd war, den Leuten die richtigen Plätze zuzuteilen. Oooh, das gab manchmal böse Beschimpfungen, wenn sie nicht in der richtigen Reihe bzw. auf dem Stuhl sassen, den sie schon die letzten drei Jahre hatten … Später schafften wir einen eigenen Ticketdrucker samt Software an. Das erleichterte meine Arbeit sehr.

Wie siehst du die Zukunft des Davos Festivals und welche Entwicklungen würdest du dir wünschen?
Ich wünsche dem Davos Festival, dass es den Spagat zwischen Experimentierfreude, moderner Klassik und für die meisten Ohren eingängigen Klängen weiterhin schafft und es immer ein Publikum geben wird, das sich für genau diese Vielfalt, die jungen Künstler*innen und die tollen Aufführungsorte begeistert. Denn es ist diese Vielfalt und die Menschen dahinter (wie du :-)), die das Davos Festival so einzigartig und grossartig machen.

Gab es einen besonderen Moment oder eine Begegnung beim Festival, die dich nachhaltig geprägt hat?
Besondere Momente und schöne Begegnungen gab es viele, an die ich gerne zurückdenke. Die schönste Begegnung war für mich mit Graziella Contratto. Wir verstanden uns von Beginn weg supergut, funktionierten toll als Team, lachten wahnsinnig viel zusammen und wussten, gemeinsam würden wir alles schaffen! Bis heute verbindet uns eine wunderbare Freundschaft, und die Freude bei einem unserer seltenen Wiedersehen ist jedes Mal riesig.
Ein anderer (im Nachhinein) lustiger Moment war, als unser Composer in Residence, Wolfgang Rihm, bei der Aufführung eines seiner Stücke im Kirchner Museum beim Schlussapplaus wütend aus dem Museum stampfte, weil er mit der Interpretation der Pianistin alles andere als zufrieden war. Da Radio SRF 2 dieses Konzert aufzeichnete und es vor dem Stück eine Besprechung mit Rihm und Graziella gab, hatte dieser noch ein Mikrofon am Kragen und sein Wutausbruch wurde aufgezeichnet, als er mitsamt Mikrofon aus dem Museum stürmte. Graziella eilte hinterher und konnte Rihm dann beruhigen. Das war ein wahnsinnig stressiger Moment für uns. Aber im Nachhinein auch wahnsinnig komisch, und wir lachen immer herzhaft, wenn wir daran denken.