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Die beste aller Welten

Eröffnungskonzert [01]

Samstag | 3. August 2024 | 20.30 Uhr
Kongresszentrum Davos (Eingang Seite Hallenbad)
(→ Karte)
Programm

«Wir leben in der besten aller Welten», verkündet der Hauslehrer in Voltaires Roman Candide. Und der naive Jüngling glaubt jedes Wort, das sein Meister von sich gibt. Es folgen Naturkatastrophen, Ungerechtigkeiten und Missstände. Candide erlebt die Welt mit all ihren Schrecken, und ihm kommen mehr und mehr Zweifel an der Botschaft von «der besten aller möglichen Welten». Die Philoso­phie des Optimismus prallt auf die brutale Wirklichkeit. Wie viel Optimismus braucht der Mensch, um Schreckensnachrichten zu verarbeiten und auszuhalten? Optimismus als Ausrede, um sich nicht der Realität stellen zu müssen, oder als bitter nötige Form der Resilienz?

Lange Zeit galt Amerika als das idealisierte Traumland, das mit un­beschränkten Möglichkeiten, Tellerwäscherkarrieren und Green Cards in die beste aller möglichen Welten lockte. Doch diese Fas­sade bröckelt bereits seit einiger Zeit. Auch zeigen politische Ent­wicklungen, dass die Menschheit sich nicht kontinuierlich zum Bes­seren entwickelt, sondern Rückschritte möglich sind und Gerech­tigkeit ein fragiler Zustand ist.

In die Zukunft weisende Werke und Ideen wurden zu allen Zeiten kontrovers diskutiert. Leo Ornstein sagte dazu: «Bei meinem zwei­ten Konzert, das meinen eigenen Kompositionen gewidmet war, hätte ich alles spielen können. Ich hörte mich selbst nicht am Kla­vier. Die Menge pfiff und johlte und warf sogar Gegenstände auf die Bühne.» Seine Kompositionen sind ein wahnwitziger Versuch, sich von alten Konventionen zu lösen, das Publikum aufzurütteln und damit den Weg für utopische Gedanken zu ebnen.

Olga Neuwirth hingegen befasst sich mit ihren coronAtion betitelten Werken mit der pandemischen Gegenwart. Sie beschreibt ihre Empfindungen als Künstlerin in Quarantäne. Io son ferito ahimè – ich bin leider verletzt – wahrlich nicht die beste aller Welten.

 

Olga Neuwirth (*1968)

coronAtion I: io son ferito ahimè. Dished up for percussion

Paul Ebert, Perkussion

 

Leo Ornstein (1892–2002)

Klaviersonate Nr. 4
— 1. Moderato con moto
— 2. Semplice
— 3. Lento
— 4. Vivo

Denis Linnik, Klavier       

 

Leonard Bernstein (1918–1990)

Ouvertüre, aus Candide (arr. von Don Stewart für Holzbläserquintett)

Ensemble Astera

 

Antonín Dvořák (1841–1904)

Streichquartett F-Dur, op. 96, Amerikanisches Quartett (arr. von David Walter für Holzbläserquintett)
— 1. Allegro ma non troppo
— 2. Lento 
— 3. Molto vivace
— 4. Finale. Vivace ma non troppo

Ensemble Astera

 

Mit Grussworten von Dr. Matthias von Orelli, Präsident der Stiftung DAVOS FESTIVAL, und Philipp Wilhelm, Landammann der Gemeinde Davos, sowie einer Eröffnungsrede.

Ende ca. 22.15 Uhr